„Und, wie habt ihr euch kennen gelernt?“ Diese Frage hört man als Paar wohl am häufigsten. Meist finde ich die Antworten von anderen darauf wirklich interessant. Häufig sind es schöne, witzige oder kuriose Geschichten…
Philipp und ich lernten uns 2015 kennen. Durch unglückliche Umstände brach ich mir in diesem Sommer in einem Camp den Fuß. Philipps Eltern, als Mitarbeiter Vorort, brachten mich am Samstag Vormittag ins Krankenhaus. Nachdem sie mich sieben Stunden lang in der Notaufnahme gut versorgten (mit Essen, Trinken und etwas zu Lesen) fühlte ich mich ihnen sehr verbunden und der erste Kontakt war entstanden. Durch einen gemeinsamen Freund kam es, dass ich für die Nacht nach einem Konzert, einen Schlafplatz bei ihnen fand und nicht Abends noch mit dem Zug zurück nach Hause fahren musste. Als ich am nächsten Tag mit Philipps Familie am Esstisch saß, wusste ich noch nicht, dass ich mit meinen zukünftigen Schwiegereltern speißte. Aber ich mochte sie alle sehr gerne und seine jüngere Schwester und ich freundeten uns schnell an. Im folgenden Jahr, besuchte ich seine Schwester und die ganze Familie wann immer es möglich war. Sie waren meine zweite Familie geworden.
Irgendwann entwickelten Philipp und ich die Gewohnheit Abends zu zweit spazieren zu gehen. Wir unterhielten uns dabei über alles Mögliche und lernten uns gut kennen, nach und nach wurde mehr daraus. Trotzdem konnten wir uns einander noch nicht auf emotionaler Ebene offenbaren. Erst kurz vor einem anstehenden Umzug ans andere Ende Deutschlands nahmen wir uns ein Herz und sprachen über die zarte Bindung, die wir aufgebaut hatten. Es würde als Fernbeziehung beginnen, aber entweder wir versuchten es trotzdem miteinander oder wir würden uns sehr wahrscheinlich über die Distanz aus den Augen verlieren. Wir wollten es versuchen!
Das folgende Jahr war sehr schwer. Wir sahen einander nur etwa alle sechs Wochen und aus irgendeinem Grund hießen meine Großeltern unsere Beziehung nicht gut und funkten uns kräftig dazwischen.
Ich erinnere mich gut, dass Philipp mich auf einer langen mehrtägigen Fahrradtour besuchen kam. Wir trafen uns im Park und es fühlte sich so seltsam an. Wir waren uns trotz täglicher Telefonate fremd geworden.
Nach meinem Abitur suchte ich mir eine Ausbildung zur Krankenschwester in einem Ort der nur etwa eine Stunde von ihm entfernt lag. Philipp kam mich an den Wochenenden oft besuchen und auch ich nutzte die nun kürzere Distanz um wieder etwas häufiger zu ihn und seiner Familie zu fahren. Ein Jahr später, 2018, machte er mir einen Antrag und schenkte mir einen wunderschönen Ring, den ich auch heute noch jeden Tag trage.
Philipp erzählt manchmal, wie beängstigend er den Antrag fand, obwohl er genau wusste, dass ich mir diesen wünschte und mit Sicherheit „ja“ sagen würde. Wir hatten im Vorfeld viel über die Ehe und unsere Erwartungen gesprochen. Ich denke nicht, dass mein Mann mir alle Wünsche von den Augen ablesen kann und daher haben wir schon früh begonnen unsere Wünsche in Worte zu fassen. Man mag es kaum glauben, aber das hilft 😉
Tja, was soll ich sagen, ein dreiviertel Jahr später haben wir geheiratet und es bisher nicht bereut. Auch wenn wir natürlich immer wieder schwierige Zeiten haben. Am wichtigsten war immer, Zeit füreinander zu haben und uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu schenken. Mit dem Truble der Familie ist das zwar nicht einfach, aber für uns der einzige Weg wie wir miteinander glücklich sind und bleiben. So endet vorerst die Erzählung, aber nicht unsere Love Story.