Die Runde geht auf uns!

Ist es ein Gesellschaftliches Muss, als Gastgeber einer Party oder vielleicht sogar einer Hochzeit, für den Alkohol aufzukommen? Und überhaupt, muss welcher angeboten werden? Kann man mit den Gästen wirklich nur Freude haben, wenn alle etwas beschwipst bis betrunken sind?

Als Philipp und ich 2019 heirateten haben wir uns gut überlegt, was wir uns für unsere Hochzeit wünschen, was wir uns leisten können und was nicht. Klar war, das wir uns Fotos, vielleicht Videos zur Erinnerung wünschen, auch das Kleid sowie der Anzug sollten sehr besonders sein. Außerdem wollten wir etwas mehr als 100 Gäste einladen, da unser Freundeskreis so weit verstreut war, dass man sich nur zu besonderen Gelegenheiten traf. Was könnte da schöner sein, als eine Hochzeit? Live-Musik wäre zwar ein weiterer Traum gewesen, aber diesmal einer, den wir schweren Herzens losließen, da der finanzielle Rahmen das nicht mehr hergeben wollte. Als wir über Getränke und Alkohol nachdachten, war schnell klar – Alkohol brauchen wir nicht! Wir entschieden uns für einen alkoholfreien Sektempfang sowie alkoholfreie Cocktails. Außerdem gab es etwas Alkohol auf Kommission, den jeder Gast für sich selbst bezahlen konnte, wenn er oder sie nicht darauf verzichten wollte. Wir haben auch gar nicht weiter darüber nachgedacht. Es schien eine gute Entscheidung zu sein.

Das änderte sich, als ein Teil der Familie, der unsere Entscheidung spitz gekriegt hatte, sich beschwerte. Plötzlich mussten wir uns dafür rechtfertigen, keinen Alkohl bezahlen zu wollen. Er würde bestimmt keinen Alkohol dort kaufen, sondern eher seine Flasche Wein selbst mitbringen. Ihr könnt euch mein verdattertes Gesicht sicher vorstellen. Etwas verletzt war ich auch.

Muss ich mich wirklich rechtfertigen, wenn ich als Gastgeber auf meiner Hochzeit keinen Alkohol anbieten möchte? Wenn ich einfach keinen Bedarf habe, was ist schlimm daran? Und das gilt natürlich auch für weniger formelle Anlässe.
Ich habe mich maches mal köstlich amüsiert ohne etwas zu trinken und meist hatte ich sogar mehr Spaß, wenn das für meine Freunde auch galt. Eine meiner liebsten Erinnerungen ist die an einen Alkoholfreien Cocktail, den mir ein charmanter Barkeeper über den Tresen schob. Es ist wunderbar, positiv überrascht zu werden!

Die Frage ob Alkohol oder kein Alkohol taucht in meiner Familie immer wieder auf. Manchmal hat es den Grund, dass jemand zu Besuch kommt, von dem wir wissen, dass er und sie trocken sind. Aber meist braucht es diesen Grund gar nicht. Als meine Brüder groß wurden, legten sie ein erstaunlich großes Maß an Selbstreflexion an den Tag. Sie entschieden, keinen Alkohol zu trinken den sie nicht wirklich als Genuss empfinden würden. Wer ganz ehlich zu sich selbst ist, weiß dass das bei Alkohol nur ganz selten der Fall ist. Inspiriert von ihrer Willensstärke, denn die braucht es, wenn man als Jugendlicher keinen Alkohol trinkt, verzichtete auch mein Vater von da an in vielen Fällen.

Meine Mutter und ich blieben als einzige übrig. Möglicherweise bin ich auch nicht ganz so standhaft wie meine Brüder. Aber letztendlich sind aus diesem Grund Spirituosen nur ein seltener Gast bei uns Zuhause. Was denkt ihr darüber, Alkohol? Kein Alkohol?